
„Ethyl-Eicosapentaensäure (EPA)“ nennt sich die Omega-3-Fettsäure, welche in der groß angelegten Studie mit dem klingenden Namen REDUCE-IT (Reduction of Cardiovascular Events with Icosapent Ethyl-Intervention Trial) überraschende Ergebnisse erbracht hat.
Dabei zeigte sich, dass diese Omega-3-Fettsäure die Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor allem bei jenen Patienten mit hohem Risiko um bis zu 25% senkt. EPA reduziert dabei das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Herz-Kreislauf bedingte Todesfälle.
In die vom biopharmazeutischen Unternehmen Amarin finanzierten REDUCE-IT-Studie wurden 8.179 Patienten mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingeschlossen. Die Studie wurde doppelblind (das heißt, weder Arzt noch Patient wussten, ob Medikament oder Placebo verabreicht wurde) und randomisiert (nach Zufallsprinzip in die Gruppen eingeteilt) durchgeführt. Die eine Gruppe erhielt zwei Mal täglich 2 g des EPA-Präparats (n = 4.089), die andere Gruppe (n = 4.090) nahm Placebo-Kapseln (ohne Arzneimittel).
Die Beobachtungszeit betrug 5 Jahre und zeigte, dass jene Studienteilnehmer, die tatsächlich die Omega-3-Fettsäure einnahmen, eine hochsignifikante Risikoreduktion um 30% aufwiesen. Sie hatten um 30% weniger Herz-Kreislauf-Ereignisse wie Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Krankenhausaufenthalte wegen Herzbeschwerden wie instabiler Angina pectoris.
Nach Vergleich mit der Placebo-Gruppe ergab sich in der Omega-3-Gruppe eine Senkung des Risikos für Erstereignisse um 25%, für Zweit- und Drittereignisse um mehr als 30% und für alle weiteren Ereignisse sogar fast um 50%. Daraus ergibt sich eine Risikosenkung für alle Ereignisse zusammen um 30%.
Zusätzlich zeigte eine Dosis von insgesamt 4g Omega-3-Fettsäure täglich, dass ein anti-entzündlicher und antithrombotischer (blutverdünnender) Effekt besteht. Auch wird anhand der Studienergebnisse vermutet, dass das hoch dosierte EPA eine Zellmembran-stabilisierende Wirkung hat.
Die für die Studie verwendete Omega-3-Fettsäure Vascepa® ist in den USA für die Triglyzerid-Senkung (ab Werten von 500 mg/dl) bereits zugelassen. Die Zulassung für Deutschland oder Österreich steht derzeit noch aus.
Nach den Ergebnissen der REDUCE-IT-Studie zu urteilen, könnten pro 1.000 Patienten, die über 5 Jahre mit EPA behandelt werden, 159 Herz-Kreislauf-Ereignisse vermieden werden. Davon 42 (tödliche und nichttödliche) Herzinfarkte, 14 (tödliche und nichttödliche) Schlaganfälle, 76 therapeutische Herzkatheter-Untersuchungen und 16 Krankenhauseinweisungen wegen instabiler Angina pectoris.
Leider können diese Studienergebnisse nicht auf frei verkäufliche Nahrungsergänzungsmittel wie Fischölkapseln übertragen werden. Vorherige Studien mit Mischpräparaten konnten den schützenden Effekt auf Herz-Kreislauf-Ereignisse nicht beweisen. Der Grund dafür könnte sein, dass in der REDUCE-IT Studie erstens eine hochgereinigte Form der Omega-3-Fettsäure in Form von Eicosapentaensäure (EPA) verwendet wurde und zweitens eine Dosis von 2 x 2g täglich verabreicht wurde. Vascepa®, die in der REDUCE-IT Studie verwendete Omega-3-Fettsäure, wurde bisher in Amerika bei Patienten zugelassen, die Triglyceridwerte von über 500mg/dL aufweisen und gleichzeitig einen Cholesterinsenker (Statin) einnehmen.
Übliche Präparate mit Omega-3 enthalten 200 bis maximal 600mg EPA und dann auch nur in Kombination mit DHA. Docosahexaensäure (DHA) ist eine mehrfach ungesättigte Fettsäure und gehört ebenso zur Klasse der Omega-3-Fettsäuren. Wissenschaftliche Daten belegen aber bisher, dass Mischpräparate mit DHA sogar zu einem Anstieg des (LDL-)Cholesterin-Spiegels führen.
Fazit ist also, dass es erstens eines Präparats mit hochgereinigtem EPA als Omega-3-Fettsäure bedarf und zweitens eine Tagesdosis von 4g erreicht werden sollte.
Im Rahmen der Ernährungsberatung für Ihre Darmgesundheit werden diese und andere, neueste Studien selbstverständlich berücksichtigt und zur Vorsorge und Therapie optimal umgesetzt.
N Engl J Med. 2019 Jan 3;380(1):11-22. doi: 10.1056 Epub 2018 Nov 10. Cardiovascular Risk Reduction with Icosapent Ethyl for Hypertriglyceridemia. Batt DL et al.